Motivationssprüche – unnötig oder hilfreich?

Gerade jetzt am Anfang des Semesters wollen wir so richtig durchstarten. Nicht selten suchen wir uns dafür Hilfe im Internet. Egal ob es dabei um Instagram, Facebook oder Pinterest geht – es ist unmöglich an motivierenden Sprüchen vorbei zu kommen. Und mit „motivierenden Sprüchen“ meine ich klischeehafte Pseudo-Weisheiten, denen ich prinzipiell keine Aufmerksamkeit mehr schenke. Doch in diesem Post werfe ich jetzt einen zweiten Blick darauf. Vielleicht kann ich doch etwas davon mitnehmen. Und hier an euch weitergeben.

If your dreams don’t scare you, they’re too small.

Hyperventilierend liege ich in der Ecke meines Zimmers. Weltherrschaft. Das ist mein großes Ziel. Ich weiß, dass ich dafür einige einflussreiche Menschen loswerden muss. Ich weiß, dass ich mich in Lebensgefahr begeben werde. Ich sehe es schon vor mir. Gefesselt und geknebelt, weil ich bei meiner Einreise in das erste fremde Land auf meiner Liste gehustet habe. Nicht Corona-konform. Ich werde als Gefahr eingestuft, leiste Widerstand. Jemand, der die Weltherrschaft will, lässt sich nichts vorschreiben. Der Wachmann will mir ausweichen, weil ich schon wieder husten muss und keine Maske trage. Er stolpert und schießt mir aus Versehen in die Brust. Tot.

Aber zumindest kann mir niemand vorwerfen, dass meine Ziele zu klein waren. Schließlich hatte ich panische Angst.

If you’re tired, do it tired.

Also gut, ich wache nach knappen drei Stunden Schlaf völlig fertig auf. Mein Plan für heute wäre es, zu lernen, Mittagessen für die WG zu kochen und nachmittags Yoga zu machen.

Auf meinem Sessel vor dem Laptop sitzend fallen mir regelmäßig die Augen zu. Zum Glück darf ich in der Online-Vorlesung meine Kamera ausschalten. Irgendwann gebe ich jeglichen Widerstand auf. Pünktlich zur Mittagszeit wache ich einige Stunden später wieder auf. Mit steifem Rücken und nahezu bewegungsunfähig. Ich humple in die Küche. Schneide mich mit dem frisch geschärften Messer, versalze das Essen und lasse zwei Teller fallen. Anschließend wird die Yoga-Matte ausgerollt. Dank meines steifen Rückens kann ich mich in keine der Positionen bringen, die ich gerne ausführen würde. Aber hinlegen funktioniert. Funktioniert sogar sehr gut. Ich nutze die Entspannung für ein weiteres kleineres Nickerchen auf dem Boden. Dann gehe ich völlig fertig ins Bett.

So würde es zumindest für mich laufen, wenn ich immer alle meine gefassten Pläne verfolgen würde. Ohne Rücksicht auf meine Müdigkeit zu nehmen.

Don’t stop until you’re proud.

Prinzipiell kein schlechter Ansatz. Wären nicht manche Menschen Perfektionisten. Ich bin nicht einfach so zufrieden. Das Gefühl kenne ich nicht. Irgendetwas Störendes finde ich garantiert immer. Auch, wenn es nur ein Beistrich ist, der zwar regelkonform gesetzt ist, aber merkwürdig aussieht. Zumindest für mich. Auch wenn es niemanden anderen auch nur ansatzweise interessieren wird. Was also soll ich tun, wenn ich wirklich immer Verbesserungsideen habe? Ständig unglücklich durchs Leben laufen?
Klar, Ansatz Nummer 1 wäre es, an mir selbst zu arbeiten. Aber das ist ja anstrengend.

Lieber sitze ich hier und mache mich über Motivationssprüche lustig, die vielleicht doch ein Fünkchen Wahrheit in sich tragen.

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