MINT@LEOBEN: Die Magie von Pfeilen, Buchstaben und Kräften

Etwas Neues zu beginnen ist immer besonders spannend. Vor allem, wenn es um sich einen ganz neuen Lebensabschnitt handelt. Mit der Entscheidung, an der Montanuniversität Leoben zu studieren, änderte sich für mich mein primärer Aufgabenbereich völlig – weg von Didaktik, Kindern und Kreativität hin zu Physik, Chemie und Mechanik.

Seit der Volksschule war ich stets in Schulen mit kreativem oder musikalischem Schwerpunkt. Von Naturwissenschaften hatte ich äußerst wenig Ahnung. Ich wusste lediglich, dass ich alles, was sich damit beschäftigt, interessant finde. So interessant, dass ich Montanmaschinenbau studieren wollte.

Aller Anfang ist schwer

Insbesondere, wenn es darum geht einen Rückstand von mehreren Jahren innerhalb von wenigen Wochen aufzuholen. An der Montanuniversität starten sämtliche Vorlesungen, etwa zu Physik, Chemie und Mechanik auf niedrigem Niveau. In Mathematik beginnt die Vorlesung beispielsweise mit der Mengenlehre. Das erleichtert natürlich das Verstehen der Fachrichtung enorm – vor allem, wenn man davor noch nie etwas davon gehört hat. Allerdings ist an einer Universität die Geschwindigkeit eine andere und so findet man sich wenige Wochen später zwischen Lagrange-Funktionen und anderen Wörtern wieder, die ich weder schreiben noch aussprechen konnte.

Von Pfeilen, Buchstaben und Kräften

Für mich waren Physik und Mechanik die großen Problemstellen. Ich hatte bis zur ersten Physikvorlesung noch überhaupt nie einen Vektor gesehen, geschweige denn irgendeine physikalische Formel verwendet. Wo die ganzen Pfeile, Buchstaben und Kräfte herkommen, war für mich reine Magie. Da war es auch keine große Hilfe, dass die Vorlesungen bei null starteten – es ging einfach alles viel zu schnell für mich. Doch an unserer Universität ist niemand allein. Am ersten Tag werden jedes Jahr alle Erstsemestrigen zu Gruppen zusammengeführt, um sich untereinander besser kennenzulernen. In dieser sogenannten „Schwammerlgruppe“ waren in meinem Fall einige dabei, die mir meine unzähligen Fragen geduldig beantworteten und mir mit den Übungsbeispielen halfen.
Andererseits waren Mathematik und Programmieren meine absoluten Lichtblicke. Aus unerklärlichen Gründen fielen mir diese beiden Gebiete leicht. Dort war ich in der Lage, anderen zu helfen, die mit diesen Fächern haderten. Genau diese Hilfe von anderen ist es, die den Funken für die Zündkerze mitbringt. Und ist einmal der Funken übergesprungen, rennt das Studieren wie von selbst.

"Sehr gut"

Ein Erlebnis aus meiner Studienzeit finde ich diesbezüglich sehr spannend. Nach den ersten Wochen findet eine Prüfung über Physik 0 statt. Da geht es, wie mir die anderen erklärt hatten, um Basics. Um absolut einfache Dinge, die man in der Schule schon hundertmal zuvor gehört hatte. Komplett geschenkte Geschichte. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich habe trotz einer Woche intensivstem Lernen die Prüfung nicht bestanden. In diesem Moment habe ich ernsthaft an meiner Studienwahl gezweifelt. Ein Jahr und viele Stunden Physik, Mechanik und Mathematik später habe ich die Prüfung nochmal geschrieben. Ich habe vorher ein einziges Mal die Folien überflogen und die Prüfung mit „Sehr gut“ bestanden. Obwohl ich oft das Gefühl hatte, anzustehen und nicht weiterzukommen, hatte ich anscheinend doch Grundlegendes so verinnerlicht, dass auch für mich diese Prüfung schaffbar war. Dieses Erlebnis zeigt mir immer wieder, wie essentiell die Basics sind und wichtig es ist, nicht aufzugeben und für seine Träume zu kämpfen. Außerdem ist es ein gutes Beispiel dafür, dass man sich für manche Dinge einfach ein bisschen Zeit geben muss. Vielleicht ist es nicht immer leicht, aber im Endeffekt zahlt es sich ganz bestimmt aus.

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