Harnsteine als Werkstoff – eine überraschende Entdeckung
Die bei endoskopischen urologischen Eingriffen entnommenen Harnsteine werden am Lehrstuhl für Materialphysik speziell aufgearbeitet und mit einem hochauflösenden Mikroskop untersucht. Anschließend wird ein Mikrohärtetest nach Vickers durchgeführt, bei dem winzige Diamantprüfkörper in den Stein gepresst werden. Anhand der Größe des Abdrucks kann anschließend die Härte berechnet werden.
Erste Ergebnisse zeigen, dass die Härtewerte der häufigsten Harnsteine jener von Metallen wie Kupfer, Eisen, Titan und Nickel entsprechen. Diese vielversprechenden Erkenntnisse könnten nicht nur die Behandlungsmöglichkeiten von Harnsteinen erheblich verbessern, sondern auch zu innovativen Diagnostikverfahren führen.
Materialwissenschaft trifft Medizin
„Die Zusammenarbeit mit Univ.-Prof. Dr. Kiener vom Lehrstuhl für Materialphysik der Montanuniversität, einem weltweit anerkannten Experten für Mikro- und Nanomechanik, stellt eine absolute Bereicherung dar. Die ersten gewonnenen Daten haben bereits internationales Interesse geweckt“, sagt Priv. Doz. Dr. Heidler.
Die Ergebnisse sind über die wissenschaftliche Forschung hinaus auch relevant für Firmen wie Richard Wolf, die weltweit zu den gefragtesten Herstellern von Endoskopen, Stoßwellen- und Lasergeräten zählt.
Ergebnisse ermöglichen neue Behandlungsstrategien für Patient*innen
In einem weiteren Schritt wird die Abteilung für Radiologie des LKH Hochsteiermark in das Projekt eingebunden. Dr. Georg Gotschuli, Facharzt für Radiologie, arbeitet daran, die Forschungsergebnisse in die Computertomographie zu integrieren, sodass die neuen Erkenntnisse direkt in die klinische Diagnostik übernommen werden können. Die daraus gewonnen Erkenntnissen sollen zukünftig verbesserte Behandlungsmöglichkeiten für Patient*innen ermöglichen.
Kontakt
Univ.-Prof. Dr. Daniel Kiener
Department Werkstoffwissenschaft
Montanuniversität Leoben
Tel.: +43 3842 804 412
E-Mail: daniel.kiener(at)unileoben.ac.at