Musik beim Lernen – Motivationsschub oder Ablenkung?

Das Lofi Girl oder „Study Girl“, wie es auch im Internet gerne referenziert wird, hat mit der gleichnamigen Lo-Fi-Musik echte Berühmtheit erlangt und ich habe mir daher die Frage gestellt: Was taugt Musik beim Lernen oder Arbeiten, also bei Tätigkeiten, bei denen durchaus Konzentration gefragt ist?

Das lernende Mädchen mit 9.88 Millionen Abonnent*innen auf YouTube (Stand Jänner 2022) bietet neben Merch und einer eigenen Community zwei Livestreams an, die wie der Name schon sagt live sind, und das 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr. Mit sich wiederholenden Animationen im Anime-Stil und entspannender Musik hat „beats to relax/study to“ regelmäßig über 40.000 aktive Nutzer*innen und das 24 Stunden.Study Lofi Hiphop Radio wurde mit über 7 Millionen (!) virtuellen Daumen-hoch bewertet

Ohne weiter auf dieses Internet-Phänomen eingehen zu wollen oder auf das Genre Lo-Fi, habe ich im Vorfeld Leute in meinem Umfeld befragt, was sie davon halten, beim Lernen/Arbeiten Musik zu hören. Die meisten Aussagen klangen dabei ungefähr folgendermaßen: „Wenn ich eine Präsentation erstelle oder Rechenaufgaben lösen muss, dann bin ich durch die Musik noch motivierter, beim Schreiben, Lesen oder Auswendiglernen geht Musik gar nicht.“ Um das Ganze noch interessanter zu machen, höre ich auch seit Beginn des Blogeintrags dem Livestream Lofi Girl zu, um vor allem die Auswirkung auf meine Konzentration zu überwachen.

Das Thema hat mich auch an meine Schulzeit erinnert, als ich jede Woche meine Deutsch-Hausaufgabe am letzten Drücker am Sonntagabend geschrieben und nebenbei immer auf Ö3 den „Sternstunden mit Gerda Rodgers“ gelauscht habe. Nicht etwa, weil ich Krebs im Aszendenten bin (im Zuge des Artikels hier berechnet: www.schicksal.com/horoskop/aszendent), sondern weil mir die (meist gute) Musik aus vergangenen Jahrzehnten die Erörterungen über Schuluniformen etc. erleichtert hat und ich mich persönlich beim Schreiben gut konzentrieren konnte.

Diese Fähigkeit, mich neben der Musik auf Textproduktion zu konzentrieren, habe ich aber leider scheinbar über die Zeit verloren und spüre das hier auch in jeder Zeile, seien es Wortwiederholungen oder Buchstabendreher. Ein konzentriertes Arbeiten, ohne dabei den Faden zu verlieren, fällt schwer. Dennoch möchte ich hier mithilfe einer einfachen Internetrecherche mehr über das Thema erfahren und vor allem, was die Wissenschaft dazu sagt.

Musik hat bekanntlich eine direkte Wirkung auf unsere Gefühlswelt. Sie kann uns glücklich, aggressiv, ruhig, traurig, aufgedreht oder motiviert machen. Wenn man Musik beim Lernen hören möchte, dann muss dieser Umstand auch definitiv mitberücksichtigt werden. Beim Lernen sollte man jedenfalls keine Musik hören, die traurig oder aufgedreht macht. Je nach Melodie und Text ist die Ablenkung daher also unterschiedlich stark. Für mich persönlich ist daher vor allem deutsche Musik und insbesondere deutscher Hip-Hop/Rap somit ein No-Go beim Lernen. Aber Musik fördert die Gehirnleistung und kann sogar dabei helfen, bestimmte Lerninhalte besser zu verarbeiten. Wissenschaftler*innen haben herausgefunden, dass das Gehirn besser lernt, wenn es während des Lernens mit Geräuschen stimuliert wird. Dies trifft jedoch nur bei einer gleichmäßigen Geräuschkulisse zu. Damit wird ein konzentrationsförderndes Arbeitsklima geschaffen, ohne abzulenken.

Man kennt das vielleicht von der Uni aus Prä-Covid-Zeiten, als wirklich viele Studierende trotz ständig vorhandenen Geräuschpegels sehr gerne gelernt haben und auch extra dafür in den EHJ-Trakt gekommen sind. Auch in Coffee-Shops kann dieses Verhalten oft wahrgenommen werden. Ideal zum Lernen eignet sich angeblich klassische Musik. Wer aber keine klassische Musik mag, kann auch auf „Ambient“-Musik zurückgreifen, die angeblich einen ähnlichen Effekt bietet. Und da wären wir wieder bei Lo-Fi, da bei beiden Genres vor allem sanfte, langgezogene und warme Klänge dominieren.

    Insgesamt ist das Thema „Musik hören beim Lernen“ sehr umstritten. Es gibt solche und solche Studien mit unterschiedlichen Ergebnissen. Es gibt Studien, die gezeigt haben, dass manche Aufgaben mit klassischer Musik besser gelöst werden. Es gibt aber genauso Studien, die diesen sogenannten „Mozart-Effekt“ widerlegen konnten. 2 Musik kann die Leistung eines Menschen definitiv steigern – das ist wissenschaftlich erwiesen. Vor allem bei sich wiederholenden Aufgaben, wie zum Beispiel bei der Arbeit an einem Förderband in der Industrie. Diese Erkenntnis kann jedoch nur begrenzt auf das Lernen bezogen werden.3

    Es ist also nicht möglich, diese Frage klar mit einem Ja oder einem Nein zu beantworten, das lässt sich so pauschal nicht sagen. Es kommt immer auf den Kontext und die persönlichen Vorlieben an. Insgesamt kann man jedoch die folgenden Tipps geben:

    • Die Musik, die du beim Lernen hörst, sollte keinen Text haben.
    • Beachte bei deiner Musikauswahl, dass Musik eine direkte Auswirkung auf deine Emotionen hat, also auf deine Gefühlswelt.
    • Achte darauf, dass du beim Lernen nicht von unnötiger Werbung abgelenkt wirst.
    • Plane eine Playlist.

    Quellen:

    1 www.erstenachhilfe.de/blog/musikhoeren-beim-lernen-sinnvoll-oder-ablenkend


    2 www.br.de/fernsehen/ard-alpha/sendungen/campus/lernen-mit-musik-100.html


    3 learnattack.de/journal/musik-beim-lernen-hilfreich-oder-stoerend/

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