Schlüssel zum Recycling

Seit fast einem Jahrhundert werden handelsübliche Aluminiumwerkstoffe für hohe Leistungen in bestimmten Anwendungen entwickelt und optimiert. Dies geschieht innerhalb strenger chemischer Grenzen der industriell etablierten Legierungsklassen. Nachhaltige Leichtbaukonzepte stellen neue Anforderungen an die eingesetzten Materialien.

Mit neuen Strategien soll daher ein breiteres Eigenschaftsportfolio mit einem besseren Kompromiss zwischen Umformbarkeit, erreichbarer Festigkeit und Recyclingfähigkeit erzielt werden. Solche Legierungen wären der Schlüssel, um den heute üblichen Multi-Material-Mix zu umgehen und das Recycling von komplexen Produkten wie beispielsweise Autos zu erleichtern.

Einreißen von Grenzen

Ein Forschungsteam um Univ.-Prof. Dr. Stefan Pogatscher vom Lehrstuhl für Nichteisenmetallurgie der Montanuniversität Leoben versucht seit einigen Jahren, diese etablierten Grenzen der Klassen von Aluminiumlegierungen einzureißen. Dabei wurden maßgebliche Pionierarbeiten geleistet, die es ermöglichten, dieses neue Forschungsgebiet in einem Übersichtsartikel in der prestigeträchtigen Zeitschrift „Progress in Materials Science“ weiter zu etablieren.

„Das entscheidende Merkmal der neuen Werkstoffe ist die Kombination besonderer Materialeigenschaften der konventionellen Legierungsklassen in einem einzigen, überragenden Material. Neueste Forschungsdaten liefern klare Hinweise auf eine gute Umform-Performance bei gleichzeitig hohem Aushärtungspotenzial – Eigenschaften, welche üblicherweise schwer zu vereinen sind. Zudem zeigen sich weitere überraschende Eigenschaften, die wichtig für die Anwendung in der Weltraumtechnik sind“, erklärt Dr. Lukas Stemper, PostDoc im Christian Doppler Labor für fortgeschrittene Aluminium-Legierungen. Diese als „Crossover-Legierungen“ bezeichneten Werkstoffe werden von den Forscherinnen und Forscher der Montanuniversität nun als neue Aluminiumklassifikation vorgestellt, welche die unterschiedlichen Eigenschaften mehrerer kommerziell etablierter Klassen zu verbinden vermag.

Veröffentlichung in renommierter Zeitschrift

Die Zeitschrift „Progress in Materials Science“ (IF 39,58) wird in der Literaturdatenbank Scopus an erster Stelle in den Materialwissenschaften geführt. Es werden nur maßgebliche Übersichtsarbeiten der Fortschritte in der Materialwissenschaft und deren Nutzung in der Technik und anderen Anwendungen veröffentlicht, wobei ausschließlich Autorinnen und Autoren zugelassen sind, die als führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf dem jeweiligen Gebiet ausgewiesen sind. Der Überblicksartikel „On the potential of aluminum crossover alloys“ ist zudem der erste Artikel der neuen Kategorie „snapshot review“, die sehr junge Gebiete aufgreift.

Informationen zur Veröffentlichung: https://doi.org/10.1016/j.pmatsci.2021.100873

Weitere Informationen:

Univ.-Prof. Dr. Stefan Pogatscher
Lehrstuhl für Nichteisenmetallurgie – Montanuniversität Leoben
Tel.: 03842 402 5228
Mobil: 0664 2418337
E-Mail: stefan.pogatscher(at)unileoben.ac.at

 

Neue Legierungen sind der Schlüssel zum Recycling. (Adobe Stock/kv_san)

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