Erfolgreiche Wissenschaftlerinnen

Vier Wissenschaftlerinnen erhielten kürzlich den Josef Krainer-Preis in verschiedenen Kategorien.

Josef Krainer-Förderungspreis
Dipl.-Ing. Dr. Elisabeth Rossegger

Im Zuge ihrer Dissertation mit dem Titel „Synthesis an Characterization of Funktional Photopolymers vor Advanced Applications“ beschäftigte sich ROSSEGGER mit der Herstellung und Charakterisierung von schaltbaren Polymersystemen. Darunter versteht man Kunststoffe, welche durch Einwirkung eines externen Reizes noch einmal ihre Eigenschaften bzw. Funktionen ändern können. Dies ist von großem Nutzen, da diese zusätzlichen Fähigkeiten zum Beispiel dazu führen, dass Recycling und Selbstheilung von ansonsten nicht rezyklierbaren Werkstoffen ermöglicht wird. In Kombination mit personalisierbaren Verarbeitungsverfahren er möglichen diese neuartigen Polymere ein breiteres Anwendungsspektrum. Gerade in der heutigen Zeit sollte mehr auf Wiederverwendbarkeit und Anwendbarkeit geachtet werden. Die Aktualität der Arbeit lässt sich auch daran erkennen, dass drei der Veröffentlichungen von Elisabeth ROSSEGGER es auf das Titelbild des RSC Journals Polymer Chemistry schafften und zwei Artikel von der „Royal Society of Chemistry“ als „beste Artikel des Monats“ ausgezeichnet wurden.
Seit einem Jahr ist ROSSEGGER nun Postdoktorandin und Projektleiterin am Polymer Competence Center Leoben GmbH (PCCL) und außerdem die Laborleiterin der Außenstelle des PCCLs in Graz. Ab Juni wird sie ihre eigene Forschungsgruppe am PCCL leiten, welche sich vor allem mit der Entwicklung von biobasierten Kunststoffen, deren Recycling und auf externe Reize reagierende Polymere beschäftigt. Längerfristiges Berufsziel ist eine Habilitation im Fach „Makromolekulare Chemie“. ROSSEGGER möchte mit ihrer Arbeit auch den Kunststoffen allgemein wieder zu einem besseren Image verhelfen und aufzeigen, dass sie weit mehr als Wegwerfprodukte sind.

Josef Krainer-Förderungspreis
Dr. Sanja Vranjes-Wessely, MSc

Sanja VRANJES-WESSELY wurde 1990 in Tulln geboren, wuchs zweisprachig (Deutsch und Serbisch) auf und absolvierte die Externistenmatura in Wien. 2011 begann sie mit dem Bachelorstudium der Erdwissenschaften am Institut für Geologie und am Institut für Mineralogie und Petrographie der Universität Innsbruck und setzte mit dem Masterstudium fort. Für das Doktoratsstudium der montanistischen Wissenschaften wechselte sie an die Montanuniversität Leoben zum Lehrstuhl für Erdölgeologie in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Materialphysik.
Die erfolgreiche Dissertation trägt den Titel „Advanced micromechanical and pore structural characterization of organic matter-rich rocks: Toward a better understanding of dual porosity and permeability“ und wird heute vom Josef Krainer Gedenkwerk ausgezeichnet. Diese Arbeit Sanja VRANJES-WESSELY ist das Ergebnis eines interdisziplinären Projekts zwischen den Lehrstühlen Erdölgeologie und Materialphysik der Montanuniversität Leoben. Die Dissertation fokussiert sich auf die mechanische und porenstrukturelle Charakterisierung von organisch-reichen Gesteinen (Kohle und Schiefergesteine) auf Nanometerebene. Diese sind von besonderer Bedeutung, da sie nicht nur zur Kohlenwasserstoffgewinnung dienen, sondern in der Zukunft auch eine wichtige Rolle für die geologischen Langzeitspeicherung von CO2 und Wasserstoff spielen werden. Im Zuge dieser Arbeit konnte VRANJES-WESSELY Workflows für die Charakterisierung dieser komplexen Materialien mittels Nanoindentierung und einem breiten Spektrum von hochauflösenden Bildgebungsverfahren entwickeln.
Die Ergebnisse dieser Arbeit, insbesondere die ausgearbeiteten, zuverlässigen und schnellen Workflows, werden zukünftigen geologischen Charakterisierungs- und Modellierungsstudien eine wertvolle Hilfestellung bieten. VRANJES-WESSELY kann bereits auf einige Publikationen, u.a. im International journal of coal geology, sowie Abstracts und Konferenzbeiträge verweisen. Nach einer spannenden Zeit als Forscherin an der Montanuniversität Leoben hat sich die junge Geowissenschafterin entschieden, einen neuen Weg einzuschlagen, ihre Fachkenntnisse in der Wirtschaft einzusetzen und sich weiterzuentwickeln. Seit April 2022 ist sie nun als Technikerin in der Mineral Abbau GmbH (ein Teil des STRABAG-Konzerns) tätig.

Josef Krainer-Würdigungspreis
Priv.-Doz. Dipl-Ing. Dr. Andrea Bachmaier

Ihre Dissertation absolvierte sie am Erich-Schmid-Institut für Materialwissenschaft der österreichischen Akademie der Wissenschaften. Danach führte ihr Weg zuerst für 2 Jahre nach Oberösterreich, wo sie als Projektleiter bei der voestalpine Stahl GmbH in Linz tätig war.
Im Juli 2021 hat BACHMAIER an der Montanuniversität Leoben im wissenschaftlichen Fach „Materialphysik“ mit der Schrift „Nanostructuring materials: from structural to functional properties“ auf dem Gebiet der nanostrukturierten Werkstoffe habilitiert. In ihrer Forschung verwendet sie sehr starke Verformung, gewöhnlich als Hochverformung bezeichnet, um diese nanostrukturierten Werkstoffe herzustellen. Durch die Nanostrukturierung können die mechanischen und magnetischen Eigenschaften von metallischen Werkstoffen und Verbundwerkstoffen deutlich verbessert werden. Somit ergeben sich komplett neue Möglichkeiten für die Entwicklung von Werkstoffen für technische Anwendungen. Mit der Methode der Hochverformung lassen sich mittlerweile auch sehr große Volumina an massiven nanokristallinen Werkstoffen herstellen. Ein ebenfalls wichtiges Kriterium für eine technologische Relevanz. Um ihre Forschung zu finanzieren, hat sie bislang rund 4,3 Millionen Euro an Drittmitteln eingeworben. Hervorzuheben ist hier der Starting Grant Forschungspreis des Europäischen Forschungsrats (ERC) über 1,5 Millionen Euro aus dem Jahr 2018, der es BACHMAIER möglich machte, eine eigene Forschungsgruppe am Erich-Schmid-Institut für Materialwissenschaft der österreichischen Akademie der Wissenschaften in Leoben aufzubauen, die sie nach wie vor leitet. BACHMAIER kann bereits auf eine Vielzahl von Veröffentlichungen in renommierten Fachjournalen und Vorträge verweisen und hat auch erfolgreich Tagungen, wie etwa das EUROMAT Symposium (in Stockholm und in Graz) organisiert. Sie ist auch Lehrende in der Materialphysik und hat im Vorjahr die Lehrbefugnis (venia docendi) für das Fach erhalten. Im Februar 2022 wurde Andrea BACHMAIER für ihre herausragenden Forschungsleistungen auf dem Gebiet der Nanokomposit-Magnete mit einem Proof of Concept Grant des Europäischen Forschungsrates ausgezeichnet. Im Rahmen des Projekts sollen Nanokomposit-Magnete hergestellt werden, die keinerlei Seltenerdmetalle mehr enthalten, die ja als sogenannte „kritische Rohstoffe“ gelten. Ziel ist, die Effizienz dieser Magnete zu erhöhen und darüber hinaus den Ressourcenverbrauch für ihre Herstellung zu reduzieren.

Josef Krainer-Würdigungspreis
Priv.-Doz. Dipl.-Ing. Dr. Johanna Irrgeher

Sie absolvierte das Bachelor- und dann Masterstudium Lebensmittel- und Biotechnologie an der Universität für Bodenkultur Wien. Danach folgten einige Forschungsaufenthalte an wissenschaftlichen Institutionen weltweit, etwa in Taiwan, Calgary, Alaska, Kanada oder auch in Deutschland – und daneben promovierte sie an der Universität für Bodenkultur, wo sie auch viele Jahre als Lektorin tätig war.
Seit 2019 forscht und lehrt IRRGEHER nun an der Montanuniversität Leoben, am Lehrstuhl für Allgemeine und Analytische Chemie und leitet dort die Arbeitsgruppe Isotopenanalytik. Ende 2020 hat sie ebendort die Lehrbefugnis im Fach „Analytische Chemie“ erlangt. Das Forschungsinteresse von Johanna IRRGEHER liegt dabei auf der Entwicklung analytischer Methoden zur Erforschung umweltrelevanter Themen mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit. Ihre Forschung ist stark mit der Einbeziehung von Studierenden der Montanuniversität verbunden. Die Interaktion durch die Lehre und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses sind ihr ein besonderes Anliegen unter gleichzeitiger Stärkung von Diversität, Gleichstellung und Inklusion. Ergänzend dazu hat sie im Vorjahr auch das Certificate Diversity & Inclusion der eCornell University erhalten. Die eingereichte Habilitationsschrift trägt den Titel „Isotope ratio analysis by MC ICP-MS –Method development, Metrology and Applications“ und vermittelt u.a. Kenntnisse über Kalibrierung, Validierung und Unsicherheitsberechnungen in der Element- und Isotopenverhältnisanalyse.
Spezifische Erfolge wurden durch die Entwicklung neuartiger Probenvorbereitungstechniken sowie von Messstrategien für die Isotopenverhältnisanalyse mittels Multikollektor induktiv gekoppelter Plasma Massenspektrometrie (MC ICP-MS) erzielt. Dies beinhaltet wichtige Erfolge bei der Analyse neuartiger Isotopensysteme, die auch als nicht traditionelle Isotope bezeichnet werden, sowie die Vorteile der Verwendung stabiler natürlicher Isotopenvariabilität und stabiler angereicherter Isotope in geringen Mengen für angewandte Forschungsfragen.

 

Bei der feierlichen Preisverleihung: Gerald Schöpfer, LH Hermann Schützenhöfer, Preisträgerin Elisabeth Rossegger, Michael Krainer (v.l.) © LandSteiermark/Binder

Bei der feierlichen Preisverleihung: Gerald Schöpfer, LH Hermann Schützenhöfer, Preisträgerin Andrea Bachmaier, Michael Krainer (v.l.) © LandSteiermark/Binder

Bei der feierlichen Preisverleihung: Gerald Schöpfer, LH Hermann Schützenhöfer, Preisträgerin Johanna Irrgeher, Michael Krainer (v.l.) © LandSteiermark/Binder

Bei der feierlichen Preisverleihung: Gerald Schöpfer, LH Hermann Schützenhöfer, Preisträgerin Sanja Vranjes-Wessely, Michael Krainer (v.l.) © LandSteiermark/Binder

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